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Abschied nach 25 Jahren

Morgen Samstag endet voraussichtlich die 25 Jahre dauernde Karriere von Roger Wiedemann als Stäfner Nachwuchstrainer. Um 13.45 Uhr trifft das von ihm trainierte U17-Elite auf dem Frohberg im letzten Meisterschaftsspiel der Saison 2023/24 auf die SG Léman Genève. Handball Stäfa wünscht dem langjjährigen Trainer zum Abschluss einen Sieg. Dieser würde zum direkten Ligaerhalt führen, wenn am Sonntag die SG Lakeside Wacker Steffisburg gegen die SG Fürstenland Handball verliert oder die HSG Nordwest in Bern nicht gewinnt. Ansonsten würde Wiedemanns Karriere noch um zwei Barragespiele verlängert.

Wir danken Roger Wiedemann für sein grosses Engagement im Nachwuchsbereich und die Klubtreue.

Mit "25 Jahre sind genug" hat er seinen Rückblick auf sein Wirken in Stäfa betitelt. 

Am Samstag, 20. April 2024, endet für mich das Kapitel Handball, mein letztes Spiel als Trainer/Coach eines Junioren-Teams von Handball Stäfa. Ja, ich wünsche mir einen Sieg als Abschluss, ich wünsche mir, dass die Jungs nochmals alles geben und die zwei Punkte holen, verdient hätten sie es. Trotz der durchzogenen Saison und dem aktuell 13. Tabellenplatz habe ich viel Freude an den Jungs. Ihre Entwicklung macht mich unheimlich stolz.

Dies bringt auch die Erinnerung zurück an den Anfang, als ich bei Handball Stäfa (damals noch HC GS Stäfa) anfing, als Trainer Teil des Projektes Nachwuchsarbeit zu arbeiten. Das Ziel war, in naher Zukunft in allen Juniorenkategorien in der höchsten Stärkeklasse vertreten zu sein. Das dies nicht von heute auf morgen passieren würde. war klar. Also Ärmel hochkrempeln und arbeiten. Erste Spieler schafften dann den Sprung in die Regionalauswahl, die kontinuierliche Arbeit zeigte erste Früchte und ein erstes Highlight waren zwei Saisons in Folge die Finalspiele um den Schweizermeister Titel im U15 Inter (Elite gab es damals noch nicht). Gegner war beide Male das Team GC Amicita. Gespielt wurde mit Hin- und Rückspiel. Die Partien in Stäfa bleiben absolute Highlights - volles Haus (es wurde nicht genau gezählt aber viele sind der Meinung, wir hatten mehr Zuschauer als unsere 1. Mannschaft). Es waren enge Spiele, beide Male behielten die Stadtzürcher knapp die Oberhand und nein, die Schiedsrichter hatten nichts damit zu tun - oder vielleicht nur ein ganz klein wenig. Einer der gegnerischen Coaches sagte mir beim Handshake leise ins Ohr, wir hätten eigentlich als besseres Team gewinnen müssen… Dies taten die Jungs in der darauffolgenden Saison dann im U17 und wurden souverän Schweizer Meister.

Ein weiteres Highlight war die Qualifikation für das U15 Elite (ja der Verband hat das dann endlich eingeführt, vorher hörte man immer noch Aussagen, wie «U15 gehört noch zum Animationshandball»). Das Qualiturnier fand in Stäfa statt. Der Sieger qualifiziert sich direkt fürs Elite, die Verlierer hatten am Sonntag noch ein weiteres Turnier, um sich zu qualifizieren. Unser Ziel war klar, wir holen uns die Quali gleich bei uns zuhause. Hier zeigte sich auch die teamübergreifende Unterstützung der Trainer. es war Markus Jud, der damalige Trainer der 1. Mannschaft, welcher mich unterstützte. Nach ein paar Trainings starteten wir ins Quali-Turnier, mit dem letzten Spiel des Tages gegen die Stadtzürcher, welches wir nach einem packenden Spiel souverän gewannen. An dieser Stelle ein herzliche Dankeschön an Markus für seine Unterstützung und Inputs, nicht nur beim Quali-Turnier, auch später durfte ich immer wieder von seinem Wissen profitieren. Danke, ich habe das sehr geschätzt.

Ich habe nicht nur das U15 betreuen dürfen, ich wechselte später ins U19 als Co-Trainer von Pedja Milicic. Auch vom zukünftigen U19-Nationaltrainer und aktuellen Coach der SG Wädenswil/Horgen (NLB) konnte und durfte ich viel lernen (Pedja, vielen Dank für deine Inputs, habe ich sehr geschätzt und haben mich auch ein stückweit in meiner Trainerentwicklung weitergebracht) und ich hatte die Gelegenheit, Spieler, welche ich schon im U15 hatte, auch auf diesem Level zu trainieren und zu begleiten. Einige Spieler aus dieser Zeit spielen immer noch in der 1. Mannschaft Stäfas in der NLB oder gar in der NLA und einer davon ist sogar zum Torhüter-Trainer mutiert.

Auch wenn die Fotos viel Freude und Spass zeigen, es war auch nicht immer einfach. Vor allem kann man es nie allen recht machen, das musste ich auch lernen (auch wenn ich es immer wieder versuche) - nicht unbedingt den Spielern, auch den Eltern. Schwierige Gespräche und Entscheidungen gehören zum Trainerjob dazu. Aber auch an diesen kann man wachsen.

Ein weiteres Highlight war die Reise nach Holstebro (Dänemark) an ein mehrtägiges Turnier mit der U15. Ich unterstützte bei diesem Trip Chrigi Bienz und bei dieser Reise merkte ich langsam, dass ich für gewisse Dinge «zu alt für diesen Scheiss» bin, ich habe dies ausführlich im Turniertagebuch dargelegt, aber ich erinnere mich nur zu gut an gewisse Unannehmlichkeiten: kein Schlafwagenplatz im Nachtzug nach Hamburg, Übernachtungen in einem Schulzimmer auf einer dünnen Matte im Schlafsack, ich spüre gleich meine Knochen wieder, wenn ich daran denke. So etwas sollte man in fortgeschrittenem Alter nicht mehr tun. Aber das Erlebnis, die Atmosphäre und die Spieler wie sie sich reingehängt haben in den Spielen, lassen das in den Hintergrund rücken. Wie habe ich das Turniertagebuch abgeschlossen im Zug nach Hause: «Alle müde aber Stimmung immer noch gut».

Es gäbe noch viel mehr zu berichten, würde aber den Rahmen hier sprengen. Ich könnte auch eine lange Liste von Namen aufzählen, um danke zu sagen, auch das würde den Rahmen sprengen und die Gefahr, dass ich jemanden vergesse, ist auch zu gross. Deshalb nur in Kurzform, ein herzliches, riesiges Danke an ALLE die mich auf meinem Trainerweg in irgendeiner Form unterstützt und begleitet haben. Es war mir eine Ehre. Und zuletzt auch ein riesiges Danke an ALLE Spieler, welche ich trainieren durfte (oder die unter mir trainieren mussten 😊), es war und ist ein Privileg, dass ich dies machen konnte. Ihr habt mich auch zu dem Trainer gemacht, der ich bin. Ich war zwischendurch ein Sturkopf, war nicht immer zufrieden und habe euch weiter gepusht und verlangte oft ein Quäntchen mehr (Stichwort «dicke Matten»). Das geschah immer in der Absicht, euch besser zu machen. Jungs, ich habe euch alle in mein Herz geschlossen und ich bin extrem stolz auf euch, ihr habt mir viel gegeben und ich hoffe ich konnte euch auch etwas zurückgeben.

Nun werde ich dies nach dem Wochenende alles hinter mir lassen und zu neuen Taten aufbrechen, mal wieder mehr Zeit für mich haben und meine Hobbies wieder mehr ausleben. Darauf freue ich mich extrem.

Ich wünsche allen nur das Beste, gute Gesundheit und keine Verletzungen. Gebt euch nie mit dem Minimum zufrieden, versucht immer ans Limit zu gehen - the sky is the limit. Denkt nicht mal im Ansatz daran, nicht Vollgas zu geben, schaut euch besser zweimal um, es könnte sein, dass ich plötzlich hinter euch stehe und euch antreibe. 😊

Tschüss und machts gut!

Roger

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Roger Wiedemann und das aktuelle U17-Elite-Team von Handball Stäfa.

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U19 Auswärtsspiel in der Saison 2017/18 in St. Gallen mit alten Leibchen der 1. Mannschaft.

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